Stimmgewaltiges 14. Blomberger Songfestival
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause startete das Blomberger Songfestival am 4. und 5. November 2022 mit einem bemerkenswerten Programm aus Solo- und Duo-Acts neu durch.
Das Programm überzeugte an beiden Tagen durch musikalische Vielfalt, großes Können, faszinierende Stimmen und eine unglaublich warme und begeisterungsgeladene Stimmung im Blomberger Kulturhaus.
Das Festival eröffneten am Freitag Volkwin Müller und Uli Kringler, die mit ihren Duo-Auftritten das Publikum im Blomberger Kulturhaus schon mehrfach begeisterten. Volkwins gefühlvolle und facettenreiche Stimme und sein dynamisches Gitarrenspiel paarten sich hervorragend mit der stilistischen Ausdrucksvielfalt und dem charmanten Spielwitz des Hamburger Ausnahmegitarristen und Produzenten Uli Kringler. Besonders mit dem „Straßensong“ des aktuellen Albums „Auf dem Weg“ nahmen die beiden Vollblutmusiker die Gäste mit auf eine fantastische Reise. Gerne wäre man noch länger mit den beiden unterwegs gewesen.
Danach übernahmen Gabriela Koch und Natalie Plöger die Bühne. Die beiden Musikerinnen beweisen schon ab der ersten Note, dass die minimalistische Besetzung mit Stimme und Kontrabass nicht Verzicht bedeutet: Eine klare Stimme, manchmal auch lyrischer zweistimmiger Gesang und dann der Kontrabass, den Natalie Plöger so virtuos bedient, streicht, klopft und immer wieder überrascht mit der Vielseitigkeit dieses Instruments. Gabriela Koch beherrscht ihre Stimme ebenso virtuos und vermag sie einzusetzen, um die unterschiedlichsten Stimmungen zu erzeugen. Das Programm pendelt dabei mühelos zwischen Jazz, Weltmusik und Pop, und das Publikum feierte alle Stilrichtungen.
Den Abschluss des Abends bilden Friend N Fellow. Als Constanze Friend die ersten Töne anstimmte, sprang nicht nur der berühmte Funke über, sondern gleich ein ganzes Feuer. Die Sängerin hat die Gäste mit ihrer einzigartigen, kraftvollen und dennoch warmen Stimme eingefangen und erst am Konzertende wieder losgelassen. Virtuos begleitet von ihrem Duo-Partner Thomas Fellow, der seine Gitarre auch gleichzeitig als Schlagzeug einsetze, haben die beiden das Kulturhaus zum Kochen gebracht. Als Constanze zum Schluss eine Improvisation zu „Blomberg“ machte, stand der ganze Saal. Und obwohl die beiden schon in Peking, Warschau, New York und anderen Großstädten die Bühnen gerockt haben, werden sie nach eigener Aussage das Blomberger Publikum nicht vergessen – und die Blomberger werden noch lange an diesen Auftritt denken!
Den Anfang machte am zweiten Festivalabend die Sängerin Anette Gebauer. Gemeinsam mit dem Pianisten und Gitarristen Marcus Linnemann stellte sie ihre aktuelle CD „Mittendrin“ vor. Dieser Titelsong war es auch, der besonders die Ü40 Frauen im Publikum voll mitnahm.
Und dann kam Philip Bölter. Er war mit Sicherheit die größte Überraschung des diesjährigen Songfestivals, denn mit einer derartigen Show eines Solomusikers hatte vorab niemand gerechnet- außer Volkwin Müller, der ihn genau deshalb angefragt hatte. Seine Art, die verschiedensten Töne und Rhythmen aus einer Gitarre zu holen, darf wohl als einmalig bezeichnet werden. Seine Texte haben einen Wortwitz, der seinesgleichen sucht. Und so ist auch sein aktuelles Album „Therapie“ eine Medizin, die sich jeder gönnen sollte.
Den Festivalabschluss bildete Tokunbo, eine preisgekrönte Songwriterin und eine der beliebtesten Jazz-Popstimmen Deutschlands. Sie bezauberte mit den Songs ihres neuesten Albums „Golden Days“. Wer diese ausdrucksstarke, glockenhelle Stimme einmal live gehört hat, wundert sich nicht, dass ihr bisheriges Schaffen mit fünf German Jazz Awards geadelt wurde. Begleitet wurde sie sehr gefühlvoll von dem Gitarristen Lars Ehrhardt. Das Duo bewies mit fragilen Gitarrenklängen und reduzierten Arrangements: „Leise ist das neue Laut“.
Am Ausgang fragten die Gäste ausnahmslos nach dem Datum für das nächste Blomberger Songfestival. Eine Gruppe aus Köln und Göttingen hat für den 3. und 4. November 2023 schon Karten bestellt.