2011

Auftakt des fünften Blomberger Songfestivals geht unter die Haut „Unter alten Eichen mit Schokolade auf der Zunge“

Der erste Abend des 5. Blomberger Songfestivals brachte den zum Teil weit angereisten Zuhörern eine breite und intensive musikalische Vielfalt. Alle drei Acts nahmen die Zuhörer mit auf eine Reise in ihre Welt, die bei allen stark durch eigene Erfahrungen und Emotionen geprägt ist.


arne11

Sänger Arne Heger verarbeitete mit seiner Verstärkung (Dirk Schelpmeier und Markus Linnemann) Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend zu sehr bildlich gesungenen Geschichten. Seine vielseitigen Themen lösten bei dem Publikum ein breites Spektrum an Gefühlen aus. So waren einige seiner Stücke heiter und amüsant, andere regten zum Nachdenken an. Dass er als kleiner Junge “nie einer von den Coolen” war, möchte man ihm heute fast nicht glauben. Der Song zu dem Tod seines Großvaters geht dem Zuhörer unweigerlich nah. Natürlich darf in Blomberg das kritische und doch mit viel Humor gespickte Lied “Holländer” nicht fehlen. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei um die möglichen Folgen des Klimawandels, und im Anschluss flogen keine Tomaten, sondern es folgte ein tosender Applaus.

 

lux11Bei Christina Lux geht es häufig um intensiv gefühlte Momente in ihrem Leben. Da kann ein Moment schonmal so schön sein, dass er wie Schokolade auf der Zunge zergeht. Dass auch Erwachsene noch spielen und ein Stück Kind bleiben sollten, stellte sie besonders eindrucksvoll mit dem wundervoll interpretierten Stück „Playground“ unter Beweis. „Playground“ ist auch der Titel ihrer brandneuen CD, aus der sie eine Auswahl mit viel Gefühl und einer stimmlich kaum beschreibbaren Bandbreite regelrecht erlebbar machte. Eingebettet in ein vielseitiges, mal einfühlsames, mal percussives Gitarrenspiel, kamen ihre Botschaften mit einer Intensität und Tiefe rüber, die einen sprachlos lauschen lassen.

 

weiland11Gitarrenlegende Klaus Weiland nahm die Zuhörer dann mit in seine Welt. Ihn als „noch immer Hippie“ zu beschreiben ist bestimmt nicht zu gewagt, und wer ihn einmal erlebt hat, vergisst ihn garantiert nie. Natürlich brachte er das Kultstück „Das Loch in der Banane“ mit auf die Blomberger Bühne, aber besonders die Geschichten, die sein Leben schrieb, und die daraus entstandenen Melodien, verblüfften und beeindruckten die Festivalbesucher gleichermaßen. Er erzählte offen über sein Leben in einer Hütte inmitten alter Eichen fernab der Zivilisation und von der Geburt seines Kindes und verwob diese und andere Geschichten mit seiner leicht fließenden, ganz natürlich gespielten Musik. Es schien, als sei er eins mit seiner Gitarre, seinem Leben und der Bühne. Und hätte man ihn gelassen, würde er bestimmt jetzt noch dort sitzen und spielen und erzählen und schmunzeln und wieder spielen…


Zweiter Festivaltag bringt Wogen der Begeisterung

“Zwischen Traum, Sehnsucht und Kleinen Seen”

“Imagine”… stellt Euch vor…”you may say, I’m a dreamer”… Auch die Festivalorganisatoren hatten sich etwas vorgestellt, und die überwältigende Begeisterung sowohl der Besucher als auch der Musiker war fast wie ein Traum. Im Blomberger Kulturhaus sprang am zweiten Festivaltag nicht nur der legendäre Funke über, sondern ein ganzes Feuer.

Purple Schulz verlieh seiner Verwunderung über die grandiose Stimmung auf seine ganz eigene Art Ausdruck, indem er bekannte, dass er zwar bereits auf Deutschlands größten Bühnen gespielt habe, aber in seiner Karriere bislang die wichtige Station in Blomberg bei dem “knuddeligen, kuscheligen und überaus herzlichen Songfestival” fehlte.
hackman11Schon der erste Act am Samstag brachte den Saal zum Kochen. Die Berliner Singer/Songwriterin Adwoa Hackman hat zwar schon vor 100.000 Zuhörern beim Christopher Street Day gesungen, aber das Publikum im ausverkauften Kulturhaus bewies ihr, dass 200 Personen fast genausoviel Krach mit Applaus und Jubel machen können – und das hatte sie auch verdient. Eine soulige Stimme, die ihre Zuhörer förmlich innerlich vibrieren lässt, Songtexte, die sowohl in die Tiefen des Lebens vordringen, als auch zum Lachen animieren, und ein überaus charmantes Auftreten sind Adwoas Schlüssel zu den Herzen der Zuhörer.

 

volkwin11Anschließend betrat Festival-Initiator und Singer/Songwriter Volkwin Müller die Bühne, begleitet von Drum-Master “Zacky”. Zacky stand schon auf den größten Bühnen der Welt, begleitete drei Welttourneen mit Albano und Romina Power, spielte mit der Hellmut Zerlett Band von Harald Schmitt und auch mit der Band Level 42 aus England, um nur einige zu nennen. Beim Blomberger Songfestival setzte er Volkwins gefühlvolle und sehr individuellen Lennon-Interpretationen meisterhaft in Szene. Volkwin ist unter anderem durch seine Freundschaft mit dem Lennon-Bassisten Klaus Voormann in engem Kontakt zu Lennons Schaffen. Der Zuhörer fühlt, dass Volkwin mit den Kompositionen weit mehr macht als sie nur zu interpretieren: Er lebt die Stücke mit einer Intensität, die den Atem raubt. Diese Authenzität erreicht zwingend die Zuhörer, die so Welthits wie “Woman”, “All you need is love” und “Imagine” neu erleben und spüren, dass diese Songs auch so viele Jahre später nichts von ihrer ursprünglichen Faszination eingebüsst haben – im Gegenteil, man entdeckt in ihnen neue Facetten. In seinem eigenen Stück “der Traum” rückt Volkwin mit seinen Worten an die Botschaften Lennons und auch des diesjährigen Festivals heran und sagt auf seine Weise, wie sehr wir alle von einer friedlichen Welt träumen.

purple11Es schien nach den ersten zwei Acts kaum möglich, die Stimmung im Saal noch zu steigern, doch das Publikum übertraf sich selbst, um Purple Schulz und Josef Piek zu zeigen, wie schön es ist, sie in Blomberg live und hautnah zu erleben. Das Duo brachte altbekannte Hits in bis auf das Wesentliche reduzierte Versionen auf die Bühne und löste mit “Sehnsucht” und “Kleine Seen” regelrechte Wogen der Begeisterung aus. Doch auch neue Stücke des Duos provozierten eine wahre Bandbreite von Gefühlen, von Freude und Spaß bis hin zu tiefer Ergriffenheit war alles dabei.

 

Das 5. Blomberger Songfestival wird den Besuchern und den Musikern unvergessen bleiben. Neben den Bildern und Melodien, die jeder einzelne mit nach Hause nimmt, bleibt den Besuchern auch der kleine Andenken-Button mit der fliegenden Friedenstaube, Symbol des diesjährigen Festivals.